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Döll – Nie oder jetzt. (Döll)

Döll ist Überlebenskünstler. Einer der unterschätztesten Texter seiner Generation, der kurz davor war alles hinzuschmeißen, bis er vor zwei Jahren mit Mädness von Hessen in die Hauptstadt zog. Die beiden tourten mit K.I.Z, Audio88 & Yassin, signten beim Major, schrieben sich mit “Ich und mein Bruder” aus der Lebenskrise und landeten auf dem JUICE-Cover. Im Januar erscheint nun das überfällige Solostück des kompletten MCs: “Nie oder Jetzt” ist ein ermächtigender Neubeginn über das eigene Label – und eines der ehrlichsten Debütalben der Deutschrap-Dekade.

Es gibt nur wenige Rapper hierzulande, bei denen Status und Skills, Anspruch und Ausbeute so auseinander klaffen wie bei Döll. Trotz überwältigender Szene-Rezeption zu seiner Solo-EP “Weit entfernt” und dem Genre-Klassiker “Ich und mein Bruder”, pendelte er die letzten Jahren zwischen den Extremen: Existenzminimum und großer Bühne, Berliner Künstler-Blase und harter hessischer Lebensrealität. “Nie oder Jetzt” ist sein endgültiger Befreiungsschlag, der All-In-Move eines übertalentierten Zweiflers. Mit dem Solodebüt nimmt der Drama-King sein Glück endlich selbst in die Hand und den versprochenen großen Wurf auf: ein modernes Real-Rap-Album voller True Stories, weil hier – von den Tiefschlägen bis zu den Höhenflügen – wirklich alles echt ist.

Angefangen von den ersten Zeilen, die schon das Ende darstellen könnten. Döll schildert im Intro (“Für den Fall”) Suizid-Gedanken und schreibt sich eine Perspektive aus der Depression. Auf dem manischen Manifest rechnet er mit sich selbst ab und legt den existenziellen Vibe von “Nie oder Jetzt”, der sich erst in der atemraubenden Outro auflöst. Bis dahin klingt kein Takt überflüssig, keine Silbe verschwendet, jede Punchline trifft – nur eben keinen imaginären Battle-Gegner, sondern direkt ins Herz. Dölls Raps sind eindringlich und dringlich. Auch wenn er auf “All Day Pt.1” eigentlich nur seinen Alltag Berufsmusiker abreißt, hört man eine Notwendigkeit, einen Instinkt-Rapper, der nicht anders, oder eben nichts anderes, kann. Und sein Talent entweder “Nie oder Jetzt” auf eine Karte setzt.

Dass dieser Pathos nie peinlich berührt, ist die große Kunst von Döll, der immer auch seinen hessischen Humor und Understatement durchblitzen lässt. Auf dem Titeltrack setzt der Rhein-Main-Representer, der zuletzt auch für AnnenMayKantereit als Co-Autor tätig war, seinen Ängsten und Engsten ein Denkmal. Über Neo-Boombap-Beats und Trap-Entwürfe von Torky Tork, Dexter, Enaka, Gibmafuffi, Yassin, Nobodys Face, Bluestaeb, Morlockk Dilemma und Sterio flowt Döll in erhabenen Reim-Pattern, zeichnet eine bedrückende Atmosphäre von der Region und beschreibt seinen taumelnden Werdegang als Arbeiterkind ohne doppelten Boden und finanzieller Absicherung. Weil es aus dem Protagonisten förmlich raussprudelt, er sein Privatleben, mitsamt Suchtproblemen, in der Aufnahmekabine verarbeitet und sich wirklich selbst therapiert, ist es nur konsequent, dass “Nie oder Jetzt” komplett auf Feature-Gäste verzichtet.

Auf “Ich bleib” schließt sich dann sogar der Kreis zu seinem bisher größten Solo-Hit, dem Weltenbummler-Blues “Weit entfernt”, und Döll klingt tatsächlich für einen Moment angekommen. Erschreckend ehrlich rollt er aus zwei Perspektiven die Beziehung zu seinem Bruder Mädness und ihre beiden großen Schwächen auf, die sie fast zum Scheitern brachten. Diese Wahrhaftig- und Fehlbarkeit spinnt Döll zu seiner Stärke und erschafft so zeitlose, großartige Rapmusik, die auf Plattitüden und Klischees verzichtet und nicht dem neuesten Hype hinterher hechelt. Im schnelllebigen Streaming-Zeitalter macht ihn das zu einer aussterbenden Art, die unbedingt bewahrt werden muss.

facebook.com/doelloffiziell

Tracklisting:
01. Für den Fall
02. All Day Pt. 1
03. Mann
04. Halblegal Skit
05. Sah es in mir
06. Ich probier's
07. Hector Lacoe
08. Nie oder jetzt
09. All Day Pt. 2
10. Waldemar
11. 64
12. Ich bleib
13. Outro

Das Album DöllNie oder jetzt.” (Döll) erscheint am 11.01.2019.