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Fredda erfindet ihr eigenes musikalisches “Land”

25. May 2017

Wenn ein Chanson durch japanische Gedichtformen inspiriert und dann mit dem Sound der US-Wüste garniert wird, dann entsteht ein neues Album von Fredda. Wenn der Klang der Worte allein schon musikalische Poesie wird und eigentlich keine Übersetzung braucht, dann ist eine Sängerin, Texterin und Komponistin am Werk, die frankophonen Pop in eine Kunstform verwandelt. Freddas konsequente Weiterentwicklung erweckt ein Chanson voller Tiefgang und Seele zum Leben. Vorläufiger Höhepunkt: ihr neues Album “Land”.

Der Titel “Land” gibt das Grundthema aber auch die musikalische Philosophie des Albums vor. Dazu Fredda: “Das Wort “Land” beschreibt eine Gegend oder eine Landschaft, die so nur durch den Menschen definiert wird. Ich habe es aber auch gewählt, weil es ein deutsches, englisches und französisches Wort ist. So präsentiert sich das Album als ein offenes Areal für alle, die es gern in Besitz nehmen möchten, egal woher sie kommen.” Die Anklänge an aktuelle Migrationsströme sind gewollt, genauso wie die mehrsprachige Bedeutung des Wortes. Fredda ignoriert musikalische Grenzen und schafft neue Verbindungen.

Zugleich spielen aktuelle Themen wie Entwurzelung, Heimatlosigkeit und Nomadentum eine Rolle in den Songtexten. Aber Freddas Reflex ist nicht die Flucht, sondern die Schaffung eines eigenen imaginierten musikalischen Territoriums. Dieses “Land” ist Freddas fünftes Album und es markiert einen weiteren Meilenstein in der bemerkenswerten musikalischen Entwicklung der Künstlerin. Freddas Songwriting hat inzwischen eine Reife und eine Selbstverständlichkeit erreicht, die jedes ihrer Chansons wie einen Klassiker erscheinen lässt: alles hat hier seinen Platz und ist perfekt ausbalanciert. Aber die vermeintliche Leichtigkeit, mit der die Songs in der Schwebe gehalten sind, ist das Ergebnis akribischer Arbeit und eines beharrlichen Perfektionismus seitens der Künstlerin. So hat sie das eigentlich schon fertige Album eine Weile beiseite gelegt und noch einmal gänzlich neu aufgenommen – weil sie plötzlich eine ganz klare Vision vom Charakter der Songs und vom Klang des Albums hatte. Ihr Partner bei Aufnahmen und Arrangements war dabei zum wiederholten Male Pascal Parisot.

“Ich habe mich dieses Mal bei Produktion und Arrangements mehr eingebracht. Man muss sich weiterentwickeln und nicht befangen sein. Ich bin gereift und heute weiß ich ganz genau, wie ich gehört werden möchte. Ich wollte mich mehr von der spielerischen Seite Pascals entfernen, allerdings ohne den Sound schwerer oder trauriger wirken zu lassen. Es sind die gleichen Instrumente, die wir benutzt haben, aber diesmal auf andere Art. Ich glaube, heute haben wir einen Punkt erreicht, an dem wir beide zusammen produzieren können. Wir hatten den Wunsch, ein Album mit einer größeren Tiefe aufzunehmen, das mehr mit unserem Leben zu tun hat.”

Nach den Aufnahmen – mit dem Gitarristen Stéphane Louvain (French Cowboy) sowie ihrer Live-Rhythmus-Gruppe Nicolas Desse (Bass) und Alexandre Viudes (Schlagzeug) – fehlte noch ein entschiedenes Puzzleteil auf dem Weg zum “Land”: für den Mix begab Fredda sich in die Waterworks-Studios nach Tuscon/Arizona. Die kongeniale Zusammenarbeit mit dem Produzenten Jim Waters (u.a. Calexico) verleiht dem Sound des Albums die Weite amerikanischer Landschaften, die sich perfekt mit Freddas Songwriting ergänzt. “Der Mix in einem Studio war aber dann trotzdem nötig um den Klang herauszuarbeiten. Dass die Wahl auf Tucson und Jim Waters fiel, hat mit meinem neuen Gitarristen Stéphane Louvain zu tun und auch mit Sammy Decoster, der hier auch schon aufgenommen hat. Die Ästhetik der Alben, die Jim Waters produziert hat (neben Calexico auch Andrew Collberg, Brian Lopez, und viele Künstler auf der Compilation “Tucson Songs”), gefällt mir wegen meinem deutschen Label Le Pop schon länger. Seinen Sound hört man schon bei “Le Chant des Murmures” durch. Ihn persönlich mit einzubeziehen war also nur eine logische Fortsetzung!”

Durch Jim Waters’ Mix wurde Land zu dem was es ist: ein perfekt ausbalanciertes Album, ein funkelndes Juwel, in dem jeder Song auf der musikalischen Landkarte Freddas seinen Platz findet: Vom harmonisch fließenden Auftakt “Ma Rivière” über das melodischhypnotische “Maintenant” (mit einem Gitarrenpart des amerikanischen Musiker Naïm Amor) – vielleicht einer der besten Songs, die Fredda je geschrieben hat – über die Pop-Perlen “Neige Rose” (inspiriert von dem japanisch-französischen Maler “Foujita”) und “Matins Maquillés” zum thematischen Schlüsselstück “Sur La Lande” … schlägt das Album einen Bogen über das Duett mit Pascal Parisot “Siestes Anciennes” zum perfekten Abschluss “Les Amantes”.

“Wie bei meinem vorletzten Album “L’ancolie” ist die Natur hier sehr präsent – sie ist die Leinwand”. Auf dieser Leinwand spielen Freddas charakteristische Texte: “Die Texte gleichen einer Poesie der Aufmerksamkeit und des Moments, wie eine Ausprägung von japanischen Gedichtformen, den Haikus”.

Dem nicht frankophonen Hörer vermittelt der aus dem Französischen übersetzte, deutschsprachige Bonustrack “Als wär’ ich fast da” einen Eindruck dieser Herangehensweise: “Dieses Stück ist auf bestimmte Art das Grundthema des Albums. Ein Stück über das Exil oder den Exodus eines Volkes. Oder auch über ein großgewordenes Kind, das seine familiäre Umgebung verlässt und auf eine Odyssee geht. Wir begeben uns mit auf diese Reise und werden zum Beobachter”.

Von der atmosphärischen Leichtigkeit von “L’Ancolie” über die ansteckende Energie von “Le Chant des Murmures” nimmt Freddas musikalisches Territorium nun mit “Land” immer deutlichere Konturen an – als ein Kosmos vollendeter Chansons, die Melodien, Gesang, Arrangement und Sound zu einer künstlerischen Einheit verbinden, die unverkennbar der starken Persönlichkeit Freddas entspricht – die hier endgültig zu sich selbst gefunden hat.

www.lepop.de

Das Album FreddaLand” (Le Pop Musik) erscheint am 16.06.2017.